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Faktencheck Windkraft

Faktencheck zur Diskussion im Staufener Gemeinderat vom 25.09.24

Aussage: Tourismus wird durch Windkraft beschädigt – Mehreinahmen durch WEA decken den Gewerbesteuerverlust durch Rückgang im Tourismus nicht

Faktenprüfung:

Es scheinen keine belastbaren Zahlen vorzuliegen, die den Rückgang von Tourismus im Zusammenhang mit Windkraft belegen:

  • 2023: Im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Universität Augsburg hatte die Studentin Diana-Christina Tatu im Jahr 2019 insgesamt 27 nationale und internationale Studien zum Thema „Windräder und ihre Auswirkungen auf den Tourismus“ untersucht. Fazit: „Nur wenige Studien konnten signifikant negative Einflüsse der Windenergie auf den Tourismus nachweisen. Es konnte bislang auch kein deutlicher Einfluss auf die Wiederbesuchswahrscheinlichkeit ermittelt werden.“ Zudem werde davon ausgegangen, „dass Windenergieanlagen nicht notwendigerweise negative Auswirkungen auf den Tourismus haben, sondern sogar Möglichkeiten für neue Tourismusformen bieten“. (Quelle: BZ-Artikel)
  • 2022 Studie der IHK Sauerland: Windkraft-Akzeptanzstudie – Gäste und Tagesausflügler akzeptieren Windkraft-Ausbau im Sauerland. Etwa 80 Prozent der Übernachtungsgäste und Tagesausflügler des Sauerlandes stehen einem Ausbau der Windkraft aufgeschlossen gegenüber. Das belegt eine von der Industrie- und Handelskammer Arnsberg beauftragte Gästebefragung, die am 10. Juni 2022 vorgestellt wurde.  (Quelle: IHK Arnsberg)
  • 2022 Kurzstudie der IG Windkraft (Österreich): Demnach hat die Windkraft keine feststellbaren negativen Einflüsse auf den heimischen Tourismus, anders als immer wieder befürchtet. Dies zeigen die Nächtigungszahlen in Österreich der letzten 25 Jahre und eine Analyse der verfügbaren wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema. „Die Windkraft ist ein sichtbares Zeichen für eine saubere Stromerzeugung und für mehr Unabhängigkeit von sauteurer fossilen Energie“, berichtet Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft und Veronika Dworzak von der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt ergänzt: „Darüber hinaus kann ein Windpark sogar den regionalen Tourismus beflügeln, wenn er in das Tourismuskonzept eingebunden wird.“ (Quelle: IG Windkraft Österreich)
  • 2022 Meta-Studie (Medizinischen Universität Wien): Die unmittelbare Auswirkung von Windkraftanlagen (WKA) auf Wohlbefinden bzw. Gesundheit von Erholungssuchenden in der Natur. Schlussfolgerungen:
    „Aus den wenigen Studien, die eine unmittelbare Beurteilung der Auswirkungen von Windkraftanlagen auf die Erholung erlauben, lässt sich kein negativer Einfluss von WKA auf die Erholung ableiten. Allerdings unterliegen diese Studien gewissen Einschränkungen, die eine endgültige Beurteilung verhindern.
    In Zusammenschau aller Befunde ist in unmittelbarer Nähe von WKA eine geringfügige Beeinträchtigung der Erholung bei manchen Erholungssuchenden vor allem durch Lärmeinfluss nicht gänzlich auszuschließen. Unwahrscheinlich ist jedoch eine ausgeprägte Beeinträchtigung der Erholung bei einer größeren Gruppe von Erholungssuchenden. Aufgrund von Gewöhnung und Einstellungsänderung ist nicht auszuschließen, dass sich in Zukunft etwaige Auswirkungen von WKA auf die Erholung abschwächen.“ (Quelle: Medizinischen Universität Wien)
  • 2017 Studie zum Thema „Zerstören Windkraftanlagen Landschaft und gefährden dadurch die Tourismuswirtschaft?“
    „Auswirkungen der Energiewende stehen im Mittelpunkt zahlreicher Konflikte: insbesondere Planungen für Windkraftanlagen geben vielerorts Anlass zur Kritik. […] Ästhetische und emotionale Argumente gegen landschaftliche Veränderungen finden in der raumbezogenen Planung jedoch wenig Berücksichtigung. Gegner(innen) von Windkraftanlagen bemühen stattdessen in mehreren Fällen den Tourismus als Gegenargument. Demnach bedrohten Windkraftanlagen die landschaftliche Attraktivität und damit die Tourismuswirtschaft der jeweils betroffenen Regionen. Vor dem Hintergrund eines sozialkonstruktivistischen Verständnisses von Landschaft kombinieren wir Ergebnisse aus zwei empirischen Studien zum Thema Tourismus und Windkraftanlagen. Wir finden dabei keinen Beleg für eine Gefährdung des Tourismus durch Windkraftanlagen.“ (Quelle)
  • Die anhaltend gute Auslastung des Tourismus an Nord- und Ostsee steht im Gegensatz zu dieser Aussage:
    2014 Eine Studie des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) hat ergeben, dass nur rund ein bis zwei Prozent der Schleswig-Holstein-Urlauber das Bundesland aufgrund der Windkraft nicht wieder besuchen würden. Ca. 98 Prozent der Befragten äußerten keinerlei landschaftsbezogene Gründe für ein Fernbleiben von der Destination in Schleswig-Holstein. In einem Zeitvergleich über 15 Jahre sind die Störgefühle durch Windkraftanlagen in der Tendenz sogar noch leicht gesunken. (Quelle: Tourismusverband Schleswig-Holstein)
  • Schaut man auf die Entwicklung der Übernachtungszahlen in der Region und vergleicht Gemeinden mit einer frühen und großen Anzahl an Windkraftanlagen und Staufen (OHNE Windkraftanlagen) gegenüber dem gesamten Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald als Referenz, kann man einen Einbruch im Tourismus nicht feststellen:
  • Ebenfalls dagegen spricht das Beispiel Ferienhof Gschwinghof in St. Peter, der von WEA umgeben ist (Google Maps). Nach 2023 wurde der Hof auch 2024 von seinen Gästen mit der Auszeichnung „Top Ferienhof“ von Gästen an Gäste empfohlen (Quelle).

Aussage: Betonfundamente sind eine große Zerstörung, sie sind „sehr tief“ und sie werden nicht mehr entfernt

Faktenprüfung:

Im Folgenden ist ein Fundamentplan gezeigt für eine WEA Enercon-175 mit Nabenhöhe 168 m.  Im vorliegenden Beispiel liegt das Fundament bei Flachgründung nur 0,7 m unter der Erde und hat da einen Durchmesser von 25,5 m. Nach oben verjüngt sich das Fundament auf 11,88 m und ragt 2,2 m aus dem Boden. Die Flanken werden mit Erdreich aufgeschüttet.
Die Fundamente werden beim Rückbau der WEA vollständig entfernt. Aktuell ist das auf der Holzschlägermatte nach Abbau der bestehenden Anlage zu sehen. Die Grube ist noch nicht gefüllt.


Aussage: Quellschüttungen sind durch WEA-Fundamente bedroht

Faktenprüfung:

Es scheinen keine Ereignisse vorzuliegen, die eine Störung von Quellen durch WEA belegen.

In einem BZ-Artikel wird Jens Lange, Professur für Hydrologie an der Universotät Freiburg und Experte für Mikroschadstoffe im Wasser und die Trinkwasserqualität, zitiert:
„Dass eine Windkraftanlage eine Quelle beeinträchtigen könnte, hält er für unwahrscheinlich. Bei einer Anlage würden um die 500 bis 600 Quadratmeter Betonfundament verbaut. ‚Im Vergleich zu einem Quelleinzugsgebiet, das typischerweise um die zehn Hektar umfasst, ist das nur ein Bruchteil.‘ Die Quelle bekäme auch nicht zwingend weniger Wasser ab. ‚Was passiert denn auf so einem Betonfundament? Dann läuft das Wasser etwas entlang und sickert danach in den Waldboden‘, ist sich Lange sicher. Und das gelte auch für asphaltierte Zufahrtswege.
Und die giftigen Stoffe, Schmiermittel oder Mikropartikel im Grundwasser? ‚Lokal begrenzt kann es das schon geben – aber im großen Stil sehe ich diese Gefahr nicht‘, sagt Lange. Zumal diese Gefahr dann ja auch alle Straßen durch den Schwarzwald in viel größerem Maße betreffe. Auch unter denen verliefen Quellen und würden durch Unfälle, auslaufendes Öl oder Reifenabrieb nicht kontaminiert.“


Aussage: Große Schäden im Wald durch Wegverbreiterung und Schneisen

Faktenprüfung:

  • Die Zuwegung erfolgt in der Regel entlang bestehender Straßen und Waldwegen, die stellenweise auf 4,5 m verbreitert und tragfähiger gemacht werden müssen. Neue Fahrwege sind zumeist nur auf den letzten Meter bis zum Aufstellungsort notwendig.
  • Durchschnittlich muss ein halber Hektar Wald für den Bau einer Windenergieanlage gerodet werden. Dazu kommt ein weiterer halber Hektar Fläche für die Bauphase, die aber wieder aufgeforstet werden kann. Zum Vergleich: Die Fläche für Wege, die für die (nachhaltige) Waldwirtschaft benötigt werden (befestigte, von LKW befahrbare Wege), beträgt im Staufener Wald 10 ha (20 m Waldweg/ha Wald).
  • Bei der Wiederaufforstung dieser nur für die Aufstellung benötigten Fläche, werden im Zuge der Kompensationsmaßnahmen in Absprache mit der Forstverwaltung, standortgerechte, klimaangepasste Baumarten eingesetzt. Dies kann eine Chance für den Wald sein, wenn dadurch labile Baumarten durch angepasstere ersetzt werden. So wird auf einem Teil der für den Aufbau temporär genutzten Fläche Wald wieder entstehen.
  • Der Klimaschutzeffekt einer 7-MW Windenergie-Anlage mit 13.000 MWh jährlich an erneuerbarer Energie ist ein gewichtiger Beitrag zur Erhaltung der Wälder und des Landschaftsbildes wie wir sie kennen und erhalten wollen (1,5° Grad-Ziel) und dies bei dauerhaft 0,5 ha Waldverlust (ohne Kompensation). Die 2-3 Windräder, die für Staufens Klimaneutralität in der Kommunalen Wärmeplanung vorgesehen sind, würden also ca. 2 ha von 1.100 ha des Waldes auf Staufener Gemarkung vermindern. Das sind 0,18%!
  • Diese 2-3 Windräder haben durch die Substitution von fossilen Energien die gleiche Klimaschutzleistung wie ca. 7.000 ha Wald.
  • Wie bei allen Eingriffen in Natur und Landschaft (Bauvorhaben jeder Art) wird auch der Waldverlust kompensiert durch Neu-Aufforstung und/oder ökologische Aufwertung von Waldflächen (u.a. Stilllegung).

Aussage: Die im Antrag der ULS verwendeten Visualisierungen seien womöglich nicht maßstabsgerecht

Faktenprüfung:

Die Visualisierungen im Antrag der Umweltliste basieren auf Geoinformationssystemen (GIS), sind maßstäblich und durch 3D RealityMaps GmbH in München erstellt. Die Firma betreibt im Auftrag des Landes Bayern das Visualisierungs- und Analysetool im Bayerischen Energieatlas.


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