Vorwort

HEISSZEIT - Wort des Jahres 2018 (GfdS)
Begriff für den extremen Sommer 2018 und den Klimawandel. Außerdem ist “Heißzeit” eine interessante Wortbildung mit seiner lautlichen Analogie zur “Eiszeit”.

“Deutscher Wetterdienst spricht vom wärmsten und trockensten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und mahnt Klimaschutz an. Weltorganisiation fordert schnelles Handeln…” Pomrehn, W. (2018, Dezember). Klima: Das Zeitfenster schließt sich. (4. Dezember 2018)

Meldungen wie diese lesen wir fast täglich. Anlässlich der 24. UN-Klimakonferenz 2018 im polnischen Katowice (COP24) stellt sich für uns einmal mehr die Frage, wie wir unseren Beitrag zu einer klimaverträglichen, ökologisch nachhaltigen Lebensweise leisten können. Als Stadt und Kommune arbeiten wir seit über 12 Jahren an einer Agenda für Klimaneutralität, die auf Energieeinsparung, Erneuerbare Energien und Energieeffizienz setzt. Aber bei der Planung sind Energie und Effizienz nicht das Einzige, auf das wir unser Augenmerk legen müssen. Eine aktive Klimaschutz-Politik muß von der ganzen Bevölkerung getragen werden. Jeder und jede Einzelne ist aufgefordert, die notwendigen Schritte mit zu unterstützen und sich an Maßnahmen zur effektiven Umsetzung der Zielsetzungen zu beteiligen. Hierfür erfordert es Bürgerbeteiligung und Meinungsbildung, die wir als Arbeitskreis Klimaschutz der Stadt Staufen voran treiben wollen. Als Teil dieser Aktivitäten haben wir die nachfolgend beschriebene Bürgerbefragung durchgeführt, deren Auswertung wir hiermit der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

Fertiggestellt zum Ende der 24. Klimaschutz-Konferenz, am 16. Dezember 2018
Arbeitskreis Klimaschutz, Staufen im Breisgau

Hintergrund der Bürgerbefragung

Im ersten Halbjahr 2018 zwischen Mitte Februar und Ende Mai 2018 wurde auf Initiative des Arbeitskreises Klimaschutz (AKK) eine Bürgerbefragung über ein Online-Formular durchgeführt. Befragt wurden Einwohner der Stadt Staufen im Breisgau, sowohl die der Kernstadt als auch die der eingemeindeten Ortsteile Grunern und Wettelbrunn. Die Erhebung erfolgte anonym und erlaubt keine Rückschlüsse auf konkrete Personen. Die gesetzlichen Bestimmungen gem. DSGVO werden vollständig eingehalten.

Thema der Befragung ist die Einstellung der Einwohner zu den Zielen der Stadt Staufen, die Klimaneutralität zu fördern, Energie-Einsparpotenziale und regenerative Ressourcen zu nutzen. Darüber hinaus werden einige demografische Parameter erfragt (Geschlecht, Wohnsituation, Einkommen), die eine Einordnung der Ergebnisse erlauben.

Datengrundlage

Die Befragung wurde mit Google Formular durchgeführt. Die Formularantworten sind als Tabellen in verschiedenen Formaten abrufbar. Wir verwenden die tabulatorseparierte Text-Tabelle (.tsv).

Aufgrund fehlerhafter Formulareingaben (mutwilliger Missbrauch des Eingabeformulars) werden die Antworten nach bestimmten Kriterien gefiltert, um gültige Ergebnisse zu erhalten.

Anzahl von Antworten in den Antwort-Kategorien

Insgesamt wurden 197 gültige Antworten gegeben, die der folgenden Auswertung zugrunde liegen. In der Auswertung findet sich immer die Frage mit den dazugehörigen Antworten (Spalte antwort). Bei manchen Fragen gab es Unterpunkte (Spalte punkt), und es waren Mehrfachantworten zulässig. Bei der Zusammenstellung der Ergebnisse bezeichnet n die absolute Anzahl der Antworten und p (Prozent) die relative Häufigkeit.

Die Beantwortungen kamen vorwiegend aus der Kernstadt (Altstadt 21%, Stadtteile 57%) und nur zu einem geringen Teil aus den eingemeindeten Ortsteilen Grunern (17%) und Wettelbrunn (5%) (Tab.1).

In welchem Ortsteil von Staufen wohnen Sie
antwort n p
Stadtteile 112 56.9%
Altstadt 42 21.3%
Grunern 34 17.3%
Wettelbrunn 9 4.6%

Zum Vergleich: Die Bevölkerungszahl (8272 Ende 2017) teilt sich etwa wie folgt auf: Staufen Stadtgebiet ca. 6600 (79.8%), Grunern ca. 989 (12.0%), Wettelbrunn ca. 683 (8.26%) (lt. Stadtportrait). Das Statistische Landesamt gibt die Gesamteinwohnerzahl für 2017 in Staufen mit 8243 an.

Der erste Anstieg von Formular-Antworten wurde nach der Ankündigung im kommunalen Mitteilungsorgan, dem “Rathausblatt”, Mitte Februar verzeichnet (Abb.1). Zum zweiten Anstieg kam es Mitte April nach einer Bekanntmachung durch den Bürgermeister in der Bürgerversammlung. Die Online-Befragung wurde dann zum Ende Mai beendet.

Zeitlicher Verlauf der Beantwortung der Bürgerbefragung 2018

Zeitlicher Verlauf der Beantwortung der Bürgerbefragung 2018

Demografie der Umfrage

Auf die Fragen haben zu etwa gleichen Teilen Frauen/Mädchen (93 Antworten oder 47%) und Männer/Jungen (104 Antworten oder 53%) geantwortet (Tab.2).

Bitte geben Sie Ihr Geschlecht an
antwort n p
männlich 104 52.79%
weiblich 93 47.21%

Die Altersverteilung ist zu höherem Alter hin verschoben. Der Altersdurchschnitt (Median) liegt bei etwa 55 Jahren (mit einem hohen Anteil Frauen dieses Alters). Insgesamt scheint die Umfrage die jüngeren Menschen in Staufen nicht in großem Umfang erreicht oder mitgenommen zu haben (nur 12 unter 30 Jahren) (Abb.2).

Anzahl der eingegangenen Antworten nach Alter und Geschlecht

Anzahl der eingegangenen Antworten nach Alter und Geschlecht

Angaben zum Wohnverhältnis

Etwa drei Viertel (77%) derer, die an der Befragung teilgenommen haben gaben an, im Eigenheim/Eigentumswohnung zu wohnen, ein Viertel wohnt zur Miete (Tab.3).

Frage zum Wohnverhältnis
antwort n p
Eigentum 151 76.6%
Miete 46 23.4%

Der Haushalt besteht zu 43% aus 2 Personen, zu 22% aus 4 Personen, und zu 15% aus alleinstehenden Personen. Der Rest (20%) verteilt sich auf 3, 5 oder 6 Personen im Haushalt (Tab.4).

Aus wie vielen Personen besteht Ihr Haushalt (Sie selbst eingeschlossen)
antwort n p
2 86 43.7%
4 43 21.8%
1 29 14.7%
3 24 12.2%
5 11 5.6%
6 4 2.0%

Die Teilnehmer der Befragung leben durchschnittlich 17 Jahre (Median) in Staufen. Davon machen Neubürger (0 bis 10 Jahre hier ansässig) und Alteingesessene (mit 30 und mehr Jahren Ansässigkeit) jeweils ein Viertel aus (Tab.5).

Seit wie vielen Jahren leben und wohnen Sie in Staufen? (angegeben als Quartilsintervalle)
antwort n p
(0,10] 53 26.90%
(10,17] 50 25.38%
(17,30] 51 25.89%
(30,100] 43 21.83%

Bildungsstand und Einkommensverhältnisse

Mehr als die Hälfte der Befragten hat einen Hochschul- (38%) oder Fachhochschulabschluss (23%). Rund 40% verteilen sich auf Realschulabschluss (20%), Abitur (15%) und Hauptschulabschluss (4%) (Tab.6).
Bitte geben Sie Ihren höchsten Bildungsabschluss an
antwort n p
Hochschulabschluss 75 38.1%
Fachhochschulabschluss 46 23.4%
Realschulabschluss 39 19.8%
Abitur 29 14.7%
Hauptschulabschluss 8 4.1%

Die überwiegende Mehrheit (fast 60%) gaben an, mehr als 3000€ Haushaltseinkommen (Netto) zur Verfügung zu haben (Tab.7). Dies ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sicherlich ein hoher Prozentsatz. Allerdings muss er mit der Anzahl der Personen im Haushalt relativiert werden.

Monatliches Haushalts-Nettoeinkommen
antwort n p
Über 3000€ 116 58.9%
Über 2000€ 44 22.3%
Über 1000€ 28 14.2%
Weniger als 1000€ 9 4.6%

Setzen wir das Haushaltseinkommen ins Verhältnis zur im Haushalt lebenden Personenzahl, so ergibt sich folgendes Bild (Abb.3): Im Mittel leben 2.6 (\(\pm\) 1.2) Personen im Haushalt, das mittlere Netto-Haushaltseinkommen pro Person beträgt etwa 1500€ (\(\pm\) 700€).

Nettoeinkommen pro Personen im Haushalt

Nettoeinkommen pro Personen im Haushalt

Persönliche Einstellung zum Thema Klimaschutz

Grundsätzlich kann bei der Beantwortung eines Fragebogens zum Klimaschutz mit einer hohen Zustimmungsrate zur Klimaschutz-Thematik gerechnet werden. Die meisten Menschen, betrachten das Thema als wichtig und engagieren sich deshalb für den Klimaschutz. So ist es nicht verwunderlich, dass nur 3% (6 von 197) der Beantwortungen des Klimaschutz-Fragebogens das Thema für unwichtig oder weniger wichtig halten. Eine fast hundertprozentige Zustimmung bedeutet aber auch, dass das Thema von einem Großteil der Bürger ernst genommen wird und Gemeinderat und Stadtverwaltung zu mehr Einsatz aufgefordert sind. In der allgemeinen Zustimmung finden sogar zwei Drittel (62%) das Thema “sehr wichtig” und ein Drittel “wichtig” (Tab.8).

Wie wichtig ist Ihnen der Klimaschutz persönlich
antwort n p
Sehr wichtig 123 62.4%
Wichtig 68 34.5%
Weniger wichtig 3 1.5%
Unwichtig 3 1.5%

Befragt danach, welche Aspekte des Klimaschutzes persönlich wichtig sind, gaben die Befragten folgende Antworten (Tab.9): Am wichtigsten scheint es zu sein, auf eine umweltschonende Mobilität zu achten (92%) und nach Möglichkeit regenerative Energien zu nutzen (91%). Energieeffizienz bei Haushaltsgeräten (94%) und nachhaltiges Konsumverhalten (92%) sind weitere wichtige Aspekte klimaschonenden Handelns, die als umsetzbar gelten. Andere in der Tabelle enthaltene Aspekte sind nachgeordnet, finden aber immer noch mehrheitlich Zustimmung.

Wie wichtig sind die folgenden Aspekte des Klimaschutzes für Sie persönlich?
punkt Sehr wichtig Wichtig Weniger wichtig Unwichtig
Kurze Wege zu Fuß/mit Fahrrad zurücklegen (z.B. Einkauf, Schulweg, Freizeitaktivitäten) 60.9% 31.5% 5.6% 2.0%
Bezug von regenerativer Energie (z.B. Wärme, Strom - nicht aus eigener Produktion) 60.4% 31.0% 6.1% 2.5%
Energieeffizientere Geräte nutzen/anschaffen (z.B. Energiesparlampe/Haushaltsgeräte) 55.8% 38.1% 5.6% 0.5%
Konsumverhalten verändern (z.B. regionale/saisonale Produkte kaufen, Dinge reparieren statt neu kaufen, Tauschen und ) 54.3% 37.1% 7.1% 1.5%
Stromsparendes Verhalten (z.B. Geräte nicht im Standby belassen) 49.2% 42.6% 7.1% 1.0%
Bautechnische Modernisierungsmaßnahmen durchführen (z.B. Dämmung, Fenster, Heizung) 39.1% 47.2% 11.7% 2.0%
Eigene Erzeugung von regenerativer Energie (z.B. Photovoltaik, Solarthermie) 34.5% 33.5% 24.4% 7.6%
Energiesparende Verkehrsmittel nutzen (z.B. ÖPNV, CarSharing, Fahrgemeinschaft) 33.5% 38.1% 23.9% 4.6%
Information über Herstellung und Ökobilanz von Produkten erhalten 28.4% 47.2% 18.8% 5.6%

Mit der überwiegenden Anerkennung der Wichtigkeit von Klimaschutz, spricht sich eine Mehrheit dafür aus, dass sie ihr Verhalten deutlich ändern muss. Die Zustimmung zur Aussage, dass “sich Gewohnheiten und Verhaltensweisen im Alltag verändern müssen” ist also entsprechend hoch (95%) (Tab.10).

Inwiefern stimmen Sie der folgenden Aussage zu?
punkt Stimme voll zu Stimme zu Stimme weniger zu Stimme garnicht zu
Klimaschutz bedeutet auch, meine Gewohnheiten und Verhaltensweisen im Alltag zu verändern. 51.3% 43.7% 3.6% 1.5%

Schlagworte

Die Auswertung der Antworten auf die Frage ‘Welche Schlagworte fallen Ihnen spontan ein, wenn Sie den Begriff "Klimaschutz" hören?’ wird als Schlagwort-Wolke dargestellt (Abb.4), wobei die Häufigkeit der genannten Begriffe die Größe des dargestellten Schlagworts bestimmt.

Schlagwort-Wolke mit mindestens 2 Nennungen

Schlagwort-Wolke mit mindestens 2 Nennungen

Die Schlagworte spiegeln Begriffe des Klimaschutzes in der öffentliche Diskussion wider. Allen voran stehen “CO2” und “Erderwärmung” im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Das Thema der “Energiewende” mit all ihren Aspekten ist anscheinend im Bewußtsein der meisten Menschen angekommen.

Selbst-umsetzbare Maßnahmen

Die folgende Tabelle listet die Einschätzung von Maßnahmen auf, die jeder selbst umsetzen kann (Tab.11). Die Reihenfolge ist nach Häufigkeit der Zustimmung geordnet. Am populärsten ist die Nutzung von regenerativem Strom und Wärme (90%) und eine Bemühung um nachhaltigen Konsum (92%). Auch das Interesse an Information zu Möglichkeiten des Klimaschutzes ist groß (92%). Energiesparmaßnahmen im Haus (82%), Herstellungsaufwand von Geräten (73%) und energiesparende Mobilität (74%) nehmen nachgeordnete Ränge ein, zeigen aber immer noch hohe Umsetzung.

Was sind für Sie umsetzbare oder bereits verwirklichte Maßnahmen zum Klimaschutz?
punkt Ja Gelegentlich Eher weniger Nein
Ich nutze und bevorzuge regenerative Energieformen (Strom, Wärme) 71.1% 19.3% 7.1% 2.5%
Ich bemühe mich um nachhaltigen Konsum und achte auf Herkunft und Verarbeitung von Waren 59.9% 32.5% 5.1% 2.5%
Ich interessiere und informiere mich aktiv über Möglichkeiten des Klimaschutzes 40.1% 51.3% 7.1% 1.5%
Ich erneuere Anlagen und Geräte im Haus oder in der Wohnung um Energie zu sparen 36.0% 45.7% 13.7% 4.6%
Ich achte beim Einkauf auf den Herstellungsaufwand von Geräten und Produkten 34.0% 39.1% 19.3% 7.6%
Ich entscheide mich bewusst für energieeffizientere Formen der Mobilität (CarSharing, Fahrgemeinschaft, Fahrrad, ÖPNV) 31.0% 43.1% 18.3% 7.6%

Energieberatung

Bei Hauseigentümern und Mietern sind die bestehenden Möglichkeiten der Energieberatung jeweils etwa nur zur Hälfte bekannt (Abb.5). Die Nutzung der Energieberatung scheint eher eine Sache der Hauseigentümer zu sein - Mieter sehen sich hier nicht in der Pflicht. Weniger als ein Drittel der Hauseigentümer hat bereits eine Energieberatung genutzt.

Bekanntheit und Nutzung von Energieberatung für Hauseigentümer und Mieter

Bekanntheit und Nutzung von Energieberatung für Hauseigentümer und Mieter

Im Folgenden wurde erfragt, in welchem Zusammenhang ein Interesse an einer individuellen Energieberatung besteht: Als Motive werden alle angebotenen Optionen in Betracht gezogen. (Lediglich bei Haushaltsgeräten scheint es weniger Interesse an Beratung zu geben, da man sich eine eigene Beurteilung zutraut.) Es besteht ein deutlicher Bedarf, sich bei Umbau- und Einsparmaßnahmen helfen zu lassen. Mieter und Hauseigentümer haben hier ähnliche Interessen. Mieter bevorzugen die Heizungsoptimierung, Hauseigentümer die Beratung bei Solaranlagen (Abb.6).

Gründe für eine individuelle Energieberatung bei Hauseigentümern und Mietern

Gründe für eine individuelle Energieberatung bei Hauseigentümern und Mietern

Neben der individuellen Beratung gibt es vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BafA) angebotene Möglichkeiten zur “Energieberatung im Mittelstand” (für mittelständische Unternehmen) und “Energieberatung für Kommunen” (dh. für Stadtverwaltungen und gemeinnützige Organisationen). Diese Arten der Energieberatung wurden hier nicht berücksichtigt.

Perspektiven des Klimaschutzes in Staufen

Die überwiegende Mehrheit, nämlich drei Viertel der Befragungsteilnehmer, ist mit dem Ziel Klimaneutrale Kommune 2050 “voll einverstanden” (74%), oder “bedingt einverstanden” (24%). Nur 4 von 197 Antworten (2%) zeigten sich ablehnend (Tab.12).

Wie stehen Sie zur Entscheidung der Stadt Staufen, bis 2050 klimaneutral zu werden
antwort n p
Voll einverstanden 146 74.1%
Bedingt einverstanden 47 23.9%
Ablehnend 4 2.0%

Gleichzeitig sprechen sich zwei Drittel (65%) für ein koordiniertes Vorgehen – einen “Aktionsplan” – der Stadt aus, der auf einem “Bürgerkonsens” beruht. Mehr als ein Viertel (28%) möchten sogar, dass die Anstrengungen der Stadt “deutlich gesteigert” werden, das heißt, dass also noch nicht genug für den Klimaschutz getan wird. Nur 7% halten die bisherigen Maßnahmen für ausreichend (Tab.13).

Um das Ziel der Klimaneutralen Kommune 2050 in Staufen zu erreichen…
antwort n p
benötigen wir einen städtischen Aktionsplan und allgemeinen Konsens zu geplanten Maßnahmen 128 65.0%
müssen die Anstrengungen der Stadt deutlich gesteigert werden 55 27.9%
genügt es, die bisherigen Anstrengungen in gleichem Umfang fortzusetzen 14 7.1%

Dieses Ergebnis sollte ein dringender Appell an Gemeinderat und Stadtverwaltung sein, sich mehr im Klimaschutz zu engagieren und die Bürger umfänglich in einen Dialog einzubeziehen!

Information

In vielen Bereichen des Klimaschutzes fühlen die Teilnehmer der Befragung sich nicht genug informiert (Tab.14): dies betrifft besonders (50-80%) die Bereiche “Verkehr und Mobilität”, “Bauen und Sanieren”, “Beratungsangebote” und “Ernährung und Konsum” – diese sind wichtige Themen, die einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten könnten. Stadtverwaltung und Gemeinderat sollten diesen Bereichen mehr Aufmerksamkeit schenken, um im Klimaschutz weiter voran zu kommen.

Wie gut fühlen Sie sich zum Thema Klimaschutz in den folgenden Bereichen durch die Stadt Staufen informiert?
punkt sehr gut gut weniger gut schlecht
Aktivitäten des AK Klimaschutz 17.3% 52.3% 25.9% 4.6%
Müllentsorgung, -Trennung, -Vermeidung 12.2% 51.8% 31.0% 5.1%
Energieversorgung 10.7% 58.4% 24.4% 6.6%
Verkehr und Mobilität 3.6% 40.6% 45.2% 10.7%
Bauen und Sanieren 2.0% 39.6% 46.2% 12.2%
Beratungsangebote 2.0% 27.4% 54.3% 16.2%
Ernährung und Konsum 1.0% 17.3% 59.4% 22.3%

Erfreulicherweise wird der AK Klimaschutz als Akteur wahrgenommen und zumindest überdurchschnittlich als informativ gewertet. Die Information über die Müllthematik und Energieversorgung kann ebenfalls als befriedigend gelten, da hier überregional und durch die Stadtwerke bereits einiges bewegt werden konnte. Dennoch ließen sich auch hier Bekanntheit von und Information zu Angeboten weiter steigern. In den anderen Feldern – Verkehr und Mobilität, Bauen und Sanieren, Beratungsangebote, Ernährung und Konsum – ist die Versorgung mit Information und Aufklärung generell eher weniger gut (45-59%) bis schlecht (11-22%), was aufgrund der Wichtigkeit dieser Bereiche für den Klimaschutz besonders verbesserungswürdig erscheint.

Akteure im Klimaschutz

Welche Bereiche werden nun als aktiv wahrgenommen, die den Klimaschutz in Staufen voran treiben? (Tab.15)

Hier sehen wir einen deutlichen Unterschied zwischen Stadt und Bürgern einerseits, und Wirtschaft und Institutionen andererseits. Mit Letzteren sind die “Vereine und Organisationen”, die “ansässige Wirtschaft” und die “Bildungseinrichtungen” gemeint, deren Engagement im Klimaschutz zu wünschen übrig läßt. Hier könnte deutlich mehr getan werden, denn diese wichtigen gesellschaftlichen Sektoren hätten einen großen Einfluss auf Fortschritte im Klimaschutz. Wenn Stadt und Stadtwerke als Anführer einer aktiveren Klimaschutz-Politik die Bürger mehr mitnähmen, ihr Vorgehen den Menschen erklärten und einen Schulterschluss suchten, so ließe sich auch hier ihre Wahrnehmung als Akteure noch steigern.

Wie aktiv im Klimaschutz sind Ihrer Meinung nach die folgenden Akteure/Institutionen in Staufen?
punkt Sehr aktiv Aktiv Weniger aktiv Kaum/garnicht aktiv
Stadt und Stadtwerke 18.3% 64.5% 16.8% 0.5%
Ich als Bürger von Staufen 10.2% 59.4% 26.4% 4.1%
Bürgerliches Engagement 7.1% 53.3% 36.5% 3.0%
Bildungseinrichtungen (Schulen, Kitas) 2.5% 44.2% 45.7% 7.6%
Vereine und Organisationen 2.0% 27.9% 58.9% 11.2%
Ansässige Wirtschaft (Handel, Gewerbe, Industrie) 1.0% 20.3% 68.0% 10.7%

Was ist aufgefallen

Dies betrifft Aktivitäten, die teilweise schon Jahre zurück liegen, und die sich in der öffentlichen Wahrnehmung eingeprägt haben. Hinzu gekommen ist allerdings nicht viel Neues. Die eher kleinen, kontinuierlichen Veränderungen (Neubauten, energetische Sanierungen, PV Anlagen und Speicher, oder Effizienzsteigerungen) sind weniger auffällig (Tab.16).

Klimaschutzrelevante Veränderungen im kommunalen Raum wurden zum Teil gut wahrgenommen, allen voran die Wasserkraft am Neumagen (88%), die LED-Beleuchtung (82%) und das Hackschnitzel-Heizwerk (78%). Andere Maßnahmen lassen sich auch nicht so werbewirksam umsetzen, wie die Aktionen der Stadtwerke. Doch gerade solche Maßnahmen könnten zur Klimabilanz der Stadt viel beitragen: Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr (53%) und bei den Energiestandards von Neubauten (34%).

Welche Klimaschutz-Maßnahme(n) sind Ihnen in Staufen aufgefallen? (Mehrfachantworten)
antwort n p
Wasserkraft-Erzeugung am Neumagen 173 87.8%
Stromsparende LED-Beleuchtung 162 82.2%
Nahwärme-Versorgung (z.B. Hackschnitzelheizwerk) 154 78.2%
Öffentlicher Nahverkehr 104 52.8%
Höhere Energiestandards im Neubau 66 33.5%
Sonstige (z.B. private Initiativen) 41 20.8%
Keine (d. h. nichts aufgefallen) 8 4.1%

Wünsche an die Stadt

In einer Kurzantwort konnten Wünsche frei formuliert werden. Wenn man die genannten Wünsche der Befragten auf Schlüsselworte hin analysiert, dann stechen vor allem drei Terme hervor: Die “Stadt” (braucht) “mehr” “Klimaschutz”! Darum herum schwebt eine Wolke aus Ideen und Gedanken, die in dieses Mehr einbezogen werden sollten (Abb.7).

Geäußerte Wünsche an die Stadt (Stichworte)

Geäußerte Wünsche an die Stadt (Stichworte)

Um den Zusammenhang der Formulierungen zu erhalten, führen wir nachfolgend einige Freitext-Antworten exemplarisch an (Tab.17). (Alle Antworten würden den Rahmen sprengen und wurden daher als Textdatei gespeichert, die hier abrufbar ist.)

Auszug aus Freitext-Antworten zu den Stichworten “Stadt|mehr|Klimaschutz”
freitext
1 Klimaschutz-Manager Ansprechpartner
2 Ortsumfahrung Staufen rasch fertigstellen; Stadtwerke StaufenMüllheim bekannter machen
3 Die Stadt sollte sich genauso Gedanken über diese Antworten der Fragen machen und auch danach handeln vor allem bei Ausschreibungen die Kirche im Dorf lassen !
4 Die LED Straßenlaternen sind aus Gründen des Klimaschutzes prinzipiell zu begrüßen. Allerdings fragen sich etliche Bürger, warum nicht warmweisse Leuchtmittel überall zum Einsatz kamen . Wenn man abends zu Fuß unterwegs ist oder mit dem Rad fährt, Blenden vielerorts die Lampen extrem. Ganz zu schweigen von dem harten Schein, den die Lampen in den Wohngebieten verbreiten. Im nahen Umkreis gibt es etliche “warmleuchtende” Beispiele, dass es auch anders geht!
5 Klare Identifikation der städtischen Organe mit diesem Ziel ; mehr Informationen und Beratung.
6 Fahrradfahrer/innen mehr berücksichtigen, mehr Fahrradwege, bei der neuen Umfahrung wird das Radnetz noch verschlechtert, Radwege müssen heutzutage geteert seines, es wird keine Rücksicht auf die Schülerverbindungen genommen, keiner zuständig für die Pflege des Radnetzes, regelmäßige Überschwemmungen, dicker Dreck, Schlaglöcher, Büsche, Grasbewuchs von der Seite (Weg wird immer schmaler), Fahrradfahrer/innen sind in Staufen wohl Menschen 2.Klasse und werden nicht ernst genommen, dabei sind wir mit die größten Umweltschützer
7 Klimaschutz muß endlich auch den indiv. Verkehr einbeziehen.
8 Mehr Informationen über die Tätigkeit des AK Klimaschutz mit ggfs. umgesetzten Projekten. Informationen der Stadt, wie sie die klimaneutrale Stadt erreichen will.
9 mehr konkrete Taten also nur bloße Ankündigungen
10 Parken in der Innenstadt zu billig; Tempo 30 wird kaum eingehalten - könnte mehr kontrolliert werden
11 Kostenlose Parkmöglichkeiten für reine Elektroautos, evtl. auch mehr Ladestationen, damit mehr umweltfreundliche Fahrzeuge in den Verkehr kommen. Meine Zukunftsprognose/-wunsch: wenn überwiegend Elektroautos unterwegs sind, sind Umgehungsstrassen meist überflüssig, da kein Lärm und keine Abgase mehr entstehen…
12 Wir gefährden den Klimaschutz durch zunehmend massiven (Laub-) Holzeinschlag zugunsten von Profitgier / Kapitalinteressen und konterkarrieren hierdurch Klimaschutz Bemühungen!!
13 Reduzierung der massiven (Laub-) Baum Fällungen /der Natur wesentlich mehr Raum zugestehen (Feldränder etc.). Energiemaßnahmen verpuffen sonst!
14 Mehr Unterstützung bei Solar/PV Anlagen
15 Menschen haben ein Recht auf Klimaschutz und somit alle Bürger*innen ein Recht darauf, dass die Gemeinde sich sichtbar engagiert
16 Die Stadt schmückt sich gerne mit den Stadtwerken. Man hat das Gefühl, damit fühlen sich die Verantwortlichen jedlichen weiteren klimaschützenden Maßnahmen entbunden. Ich wünsche mir seitens der Stadträte und Fraktionen ein bisschen mehr und sensibler mit dem Thema Klimaschutz umzugehen.
17 zum Klimaschutz gehört unbedingt die Verbesserung und Erweiterung des Ökosystem
18 mehr / bessere / auffälligere Kommunikation über das, was gemacht wird
19 Wir sind insgesamt umwelt- und energiepolitisch recht aktiv. Natürlich wäre es gut, wenn die Stadt sich gut sichtbar zu ihrem energieneutralen Ziel bekennen würde, z.B. durch ein eigenes Büro dafür. Vermutlich kann man solch ein Ziel nicht allein durch Ehrenamt erreichen. erreichen
20 Die Umfahrung neu planen. Läuft zu nah zur Stadt!!
21 Verwendet die Stadtverwaltung Klimaneutral hergestellte Materualien?
22 Klimaschutz ohne schlafstörende und absolut nicht zum Ortsbild passende grelle und zu helle LED Lampen
23 Nicht den Teufel mit dem Beelzebub austreiben und in einer schönen Stadt grässliche grell blendende LED installieren und damit Lichtsmog erzeugen und die Bürger dazu zwingen, die Rollläden zu schließen, um schlafen zu könne. LED gibt es auch mit Warmlicht !!
24 Ich wünsche mir wenigeer VerkehrWeniger Vrkehr im Innenstadtbereich, Tempokontrollen, keine “Veerdichtungsprojekte” im Altstadtbereich!!
25 Ich fände es gut wenn beim neuen Bürgerhaus verschiedene Maßnahmen zum Klimaschutz getroffen werden
26 Kein Plan seitens der Stadt zum Klimaschutz erkennbar
27 Es werden mehr E-Tankmöglichkeiten benötigt. Auch in den Ortsteilen. Effektiv sind an der Sparkasse durch das CS Auto zwei Ladeplätze für die Allgemeinheit weggefallen. Wenn das CS Auto dann noch falsch steht gibt es nur noch einen frei zugänglichen Ladeplatz. Man könnte auch eine höchstparkdauer von 3std einrichten. Damit mehr Durchsatz möglich ist.
28 Wenn die Stadt Staufen dieses Co² Ziel aktiv definiert muss von seiten der Stadt auch eine Vorgehensweise erarbeitet werden, wie man diese Ziele ereichen will. Sonst sehe ich eine Kommune nicht unbedingt in der Pflicht alleine die Welt retten zu wollen. Diese Ziele sollen getreiben von der Stadt einige Entscheidungsstufen weiter oben getroffen werden
29 mehr Solarenergie +Kuppelung mit Heizung

Ausblick

Die vom AK Klimaschutz Staufen initiierte und durchgeführte Bürgerbefragung 2018 zum Klimaschutz hat vor allem eines gezeigt: Der Klimaschutz bewegt die Menschen in Staufen und sie wünschen sich mehr - vor allem stärker abgestimmtes - Engagement von der Stadt. Die große Politik bestimmt Leitlinien und allgemeine Ausrichtung des Landes. Aber Initiativen müssen von der Basis, das heißt von den Menschen und Kommunen her angegangen werden. Dafür sind mutige und weitsichtige Schritte notwendig, die hier und jetzt ansetzen müssen, um die Klimaziele der Stadt, allen voran das Ziel “Klimaneutrale Kommune 2050” zu erreichen. Unterstützt wird die Stadt dabei von den eigens gegründeten Stadtwerken und vom ehrenamtlich arbeitenden “Arbeitskreis Klimaschutz”. Diese beiden können im Dialog miteinander verbindliche, zielführende Vorgaben erarbeiten. Damit es dann aber auch zu einer Umsetzung kommt, müssen Gemeinderat, Stadtverwaltung und Bürger enger miteinander zusammenarbeiten. Es sollte ein Konsens angestrebt werden, dem sich alle Akteure verpflichtet fühlen und der noch nicht miteinander verbundene bzw. eingebundere Bereiche (Gewerbe, Industrie, Handwerk) ausdrücklich anspricht und miteinbezieht.

Danksagung

Wir danken allen, die zur Verbreitung dieser Befragung im Feb.-Mai 2018 beigetragen haben und den Mitgliedern des AK Klimaschutz (Manuel Timm, Dieter Eppel und Johannes Gutmann) für die sorgfältige Durchsicht des Manuskripts.